"Die Welt"
Nadworna Reports
1902

 

"Die Welt" was founded by Theodor Herzl. It was published weekly in Vienna and Koln from 1897 through 1914. Starting in 1903 it served as the house organ of the Zionist Organization (renamed World Zionist Organization in 1960).

1898 - 1899 1900 1901
German Original English Translation
17 Jan 1902 vol 6 num 3 page 12
Unser Gesinnungsgenosse und Gründer des "zion"-Vereines Herr Benjamin J. Harz, Buchhändler, hat sich mit Fräulein Marie Singer aus Wiznitz a. Cz. verlobt.
Our morale officer and founder of the "Zion" association Mr. Benjamin J. Harz, bookseller, became engaged to Miss Marie Singer from Wiznitz by Czernowitz.
24 Jan 1902 vol 2 num 4 page 13
Nadwórna, 9. Schewat 5662
Geehrter Herr Redacteur!
Eingedenk des Spruches "Peruta v'peruta mitztarperes l'heshbon"  (etwa: "Heller und Heller summieren sich") habe ich nach Bekanntwerden des Beschlusses des Zionisten-Congresses, betreffend die Gründung eines jüdischen Nationalfonds eine sogenannte "Palästina-Büchse" anfertigen lassen, hierauf einen Zeit mit der Aufschrift "Keren Leumis" (Jüdischer Nationalfonds) aufgeklebt und dieselbe an einem geeigneten Orte in meinem Bureau angebracht. Das Resultat ist, so weit meine Erfahrungen mich bis nun gelehrt haben, ein glänzendes. Den Gesinnungsgenossen, insbesondere allen zionistischen Handelsangestehten kann ich bestens empfehlen, auf diese Art Spenden für den jüdischen Nationalfonds zu sammeln.
Ich bitte Sie, geehrter Herr Redacteur, dieses Schreiben zu veröffentlichen, damit es zur Kenntnis der  Gesinnung-genossen gelangen soll.

Hochachtungsvoll mit Zionsgruss
Ch. Kleinmann, Bankbeamter.
Nadwórna, 9th Sh'vat 5662
Honored Editor!
Recalling the saying "Peruta v'peruta mitztarperes l'heshbon" (that is: "Penny by penny together adds up") as I became acquainted with the resolution of the Zionist Congresses concerning the establishment of a Jewish National Fund I made a "Palestine box", with the label "Keren Le'umit" (Jewish National Fund) glued on and mounted it in a suitable place in my office. The result so far, that experience until now has taught me, is brilliant. To the morale officer, in particular to all Zionist marketers,  I recommend most highly collecting donations for the Jewish National Fund in this way.
I ask you, honored Editor to publish this letter so that morale officers can learn of it.

Faithfully with Zionist greetings
Ch. Kleinmann, bank clerk.
24 Jan 1902 vol 6 num 4 page 18
Der hiesige Verein "Zion" veranstaltete am 11. December eine Makkabäerfeier. Der Obmann Herr Josef Mehr begrüsste die Versammlung. Herr F. Dunajer zündete die Chanuka-Lichter an. Fräulein Debora Jekel declamierte zionistische Gedichte. Dr. Philipp Menczel aus Czernowitz sprach aus Anlass des Welt-Zionistentages über "Vier Jahre Congressarbeit".  Der Schauspieler Herr Sigmund Ehrlich sang zionistische Lieder. Herr Kanner schilderte in polnischer Sprache die Bedeutung der Makkabäer. Herr Ehrlich erheiterte durch einen humoristischen Vortrag. Zu Ehren unserer auswärtigen Gäste fand ein Commers statt, bei welchem die Herren Dr. Ph. Menczel und Sigmund Jolles sprachen.
The local "Zion" association organized a Maccabee celebration on December 11. The chairman Mr. Josef Mehr welcomed the meeting. Mr. F. Dunajer lit the Chanuka candles. Miss Debora Jekel recited Zionist poems. Dr. Philipp Menczel from Czernowitz of the World Zionist Day  spoke about "Four Years of  Congress Work". The actor Mr. Sigmund Ehrlich sang Zionist songs. Mr. Kanner described the meaning of the Maccabees in Polish. Mr. Ehrlich exhilarated with a humorous lecture. A ceremonial drinking session in honor of our foreign guests took place at which Dr. Ph. Menczel and Sigmund Jolles spoke.
31 Jan 1902 vol 6 num 5 page 15
Verein "Zion" in Nadworna. 6 Tenter Street, North Goodmansfield, London E.
"Zion" Association in Nadworna. 6 Tenter Street, North Goodmansfield, London E.
2 Feb 1902 vol 6 num 18 page 12
Im Auftrage des Kreisorganisations-Comités Stanislau hat Herr Dr. Hillel Sussmann Samstag den 15. Marz l. J. im Locale des Vereines "Zion" über den "V. Zionisten-Congress" Bericht erstattet.
On behalf of the Stanislau Circle of Organization Committees Dr. Hillel Sussmann reports on Saturday, March 15th in the local of the "Zion" association on refunds to the Fifth Zionist Congress.
27 June 1902 vol 6 num 26 page 16
Verein "Zion" Nadworna kauft die Jargon-Nummern der "Welt" 41 und 42 ex 1900 für 1 Krone.
"Zion" Association Nadworna repurchases copies of  "Die Welt" editions numbered 41 and 42 from 1900 for 1 Krone.
1 Aug 1902 vol 6 num 31 page 10
Nadwórna, den 27. Juli 1902. Wenn unsere Gesinnungsgenossen der ganzen Welt mit der Einführung der Palästina-Esrogim sich ernstlich befassen und wenn dieser Verkauf auf gesunder kaufmännischer Basis organisiert wird, so ist zweifellos, dass unsere palästinensischen Kolonisten alljährlich ihre Esrogim an den Mann bringen und so entwöhnt werden, an die Türen der Administrationen anzuklopfen; dies wäre auch der erste Schritt, der zu ihrer Selbstständigkeit führen muss. Ich habe diesbezüglich einen Vorschlag, der geeignet ist. den Import des Esrogim aufs wesentlichste zu vereinfachen. Aller Vorrat Esrogim soll von denKolonisten an eine zionistische Korporation in Palästina (vielleicht an das "Agronomisch-kulturtechnische Bureau für Palästina" oder an den "Verein zur Wahrung der Interessen der Kolonisten") in Kommission übergeben werden. Es wird nun Aufgabe dieser Korporation sein, für diese Sache geeignete Reklame zu machen, Preislisten in der jüdischen Presse zu veröffentlichen und alle sonstigen nötigen Massregeln zu treffen. Pflicht aller Zionisten wird es sein, ihr möglichstes zu tun, dass in ihrem Wohnorte der Bedarf an Esrogim ausschliesslich von dieser Korporation gedeckt werden soll. Ein Vorfall, der hier im Vorjahre vorgekommen ist, verdient hier noch erwähnt zuwerden. Ein hiesiger "Esrogim-Socher" hat bei Triester FirmaPalästina-Esrogim bestellt; es sprachen aber alle Anzeichen dafür, dass es keine palästinensichen waren. In Anbetracht der verhältnismässig kurzen Zeit bis zum nächsten Sukkoth muss die Sache so schnell als m öglich in Angriff genommen werden, damit etwas Gedeihliches zum Wohle unserer Pionniere erspriessen soll. Mit Zionsgruss  Ch. Kleinmann.
Nadwórna, 27 July 1902. If our morale officers of the whole world are seriously concerned with the introduction of the Palestine Esrogim and if the sales are organized on a healthy commercial basis, then it is undoubtedly the fact that our Palestinian colonists can sell all of their Esrogim annually and so be weaned from knocking on the doors of the administration. This would be also the first step leading to their self-sufficiency. I have in this connection a suggestion, suitable for the substantial simplification of the import of Esrogim. The entire supply of Esrogim is to be handed over by the colonists to a Zionist Corporation in Palestine (perhaps to the "Agronomical Cultural Technical Office for Palestine" or to the "Association for the Protection of the Interests of the Colonists") for a commission. It will be the task of these Corporations to suitably advertise, to publish price lists in the Jewish press, and to meet all other necessary requirements. The obligation of all Zionists will be to do their best to see that in their places of  residence the need for Esrogim is exclusively covered by these Corporations. An incident, which occurred here in previous years, deserves to be mentioned. A local "Esrogim Socher" (ed.: Hebrew for citron merchant) ordered Triester Firma Palästina-Esrogim; however all signs spoke for the fact that these were not Palestinian. Considering the relatively short time until next Sukkos the issue must be tackled as fast as possible, so that something can be done for the well-being of our pioneers. With Zionist greetings Ch. Kleinmann.
19 Sep 1902 vol 6 num 38 page 15
Zionistenkonferenz in Minsk, Zionistenversammlung in Nadworna: Herzlichsten Dank und Gross.
Zionist conference in Minsk, Zionist meeting in Nadworna. Herzlian Thanks und Greetings.
26 Sept 1902 vol 6 num 39 page 9
Nadworna. Sonnabend am 6. d. M. erstatte unser werter Kongressdelegierte Herr Adolf Bryk aus Kolbuszowa vor einer Versammlung der hiesigegen Schekelzahler Bericht über  den V. Zionisten-Kongress. Derselbe wies auf die hohe Wichtigkeit der drei Institutionen (der Schekel, die Jüdische Kolonialbank und der Nationalfonds), welche die Kongresse geschaffen haben, hin, und appellierte an die Versammelten, diese Institutionen nach Kräften zu unterstützen. Redner beantragt am Schlusse, ein Vertrauensvotum für das Aktions-Komitee auszusprechen und an das Aktions-Komitee und das Bankdirektorium ein Kundgebungs-Telegramm in Form einer Resolution abzusenden, welcher Antrag auch unter Hochrufen auf die zionistischen Führer mit lebhaftem Beifalle angenommen wurde. Endlich fand darauf noch eine kleine Unterhaltung statt, wobei viele zionistische Lieder gesungen wurden. Kurz vor Mitternacht ging die Versammlung in frohester Stimmung zu Ende. Zum Zwecke der Einschreibung unseres Vereines ins Goldene Buch wird bei jeder Gelegenheit für den Jüdischen Nationalfonds gesammelt. Bis jetzt wurden bereits 50 Kronen in einer hiesigen Bank deponiert und hoffen wir binnen einem Jahre die Summe von 240 Kronen dem Nationalfonds zu überbringen.
Nadworna. Saturday the  6th of this month our worthy Congress delegate Mr. Adolf Bryk from Kolbuszowa spoke before a meeting local about the Shekel payers report of The Fifth Zionist Congress. The same referred to the great importance of the three institutions (the Shekel, the Jewish Colonial Trust and the National Fund), that the congress created, and appealed to the attendees to support them. The speaker requested at the conclusion that the attendees mail to the action committee and the trust board of directors the telegram in the form of a resolution for a vote of  confidence for the action committee. This request was accepted with cheers and lively applause for the Zionist leaders. Finally a small entertanment took place, and many Zionist songs were sung. Shortly before midnight the meeting ended in the happiest mood. For the purpose of the registration of our association in the Golden Book at every opportunity money is collected for the Jewish National Fund. So far 50 Kronen have been deposited in a local bank and we hope within one year to have the sum of 240 Kronen to give to the National Fund.
5 Dec 1902 vol 6 num 49 page 7
(Mindestens 180.000 Kronen jährlich zugunsten des jüdischen Nationalfonds.) "Wir sind keine Geschäftszionisten!"  Unter dieser Ueberschrift möchte ich einen begeisternden Artikel in unserem Parteiorgane "Die Welt" erscheinen lassen. In diesem Artikel würde ich, die Bankentwicklung mit Vergnügen begrüssend, auf die Thatsache der in Aussicht stehenden Dividendenverteilung von 72 Hellern per Aktie und auf die idealen Absichten unserer Volksaktionäre bei ihrer Aktienzeichnung hinweisen. Der Ghetto-Jude, Hühner- und Obstverkäufer, der galizische Kleingewerbetreibende, welcher eine Aktie gezeichnet hat, ist kein Geschäfts-, sondern Idealwucherer (dasselbe dürfen wir nach von unseren Hauptacktionären sagen) und ist es ihre im Traume nicht eingefallen, von seinen schwer erdarbte 24 Kronen eine Dividende und wenn sie auch 10% betragen sollte, bar zu beziehen. Die reichen Juden hingegen haben entweder gar nicht gezeichnet oder sie sind zahlungsäumig geworden. Wir aber haben gezeichnet und eingezahlt als Idealwucherer. Uns sind 72 Heller und selbst dreimal soviel zu wenig. Für meine Aktie fordere ich "eine gesicherte Heimstätte" oder, wenn ich diesen Erwerb nicht erleben sollte, die testamentarische Hinterlassung dieser Heimstätte für meine eigene Nachkommenschaft, zahlbar wenn auch erst nach 100 Jahren. Ja, ich will nicht bettelarm sterben, ich will die Erträgnisse meiner Kolonialbank-Actie leichtsinnig verschwenden, sondern dem Jüdischen Nationalfonds vermachen. Dies Vermächtnis wird es mir ermöglichen, in absehbarer Zeit in das "goldene Buch", welches doch hoffentlich länger als mein Grabstein bestehen wird, eingetragen zu werden. Aber nicht zu unbedeutendem Bodenankauf, zur Erlangung einer "Machnajm-Kolonie" u. dergl. möchte ich meine Dividenden verwenden wollen. Diese soll zugunsten eines Milliardenfonds des jüdischen Volkes angelegt werden. Was wäre, wenn diese Anregung bei allen guten Zionisten Widerhall finden sollte? Nämlich, dass wir die zukünftige Dividenden verteilung unserer Bank - zusammen würde dies 180.000 Kronen im heurigen Jahre und von Jahr zu Jahr hoffentlich noch mehr ausmachen - dem Jüdischen Nationalfonds zuführen sollen und dass dieser Fonds erst nach vielen, vielen Jahren Gemeingut des ganzen jüdischen Volkes werden soll! Wenn ich Schriftsteller wäre, würde ich über dieses Thema einem Artikel in der "Welt" veröffentlichen.
Jolles.
(at least 180,000 Kronen annually for the benefit of the Jewish National Fund.) "We are not Zionist Settlements!" Under this heading I would like to let an inspiring article appear into our party organ "Die Welt". In this article I welcome with pleasure the development of the Trust, the hard fact of the expected distribution of dividends of 72 Hellers per share, and refer to the idealistic intentions of our shareholders during their application for shares. The Ghetto Jews who are chicken and fruit salesman,  Galician small manufacturers, who signed for a share, these are not swindlers of money, but rather swindlers of ideals (we may say the same of our principal shareholders) and they didn't even dream about getting cash payment, this very hard earned 24 Kronen  dividend, even if it should have amounted to 10%. The rich Jews either have not signed or they didn't pay. But we have signed and paid as swindlers of  ideals. For us 72 Hellers or even three times as much is still too little. For my share I demand "a secure homestead" or, if I should not live to see its acquisition, I bequeath this homestead to my own descendants, although payable only after 100 years. Yes, I do not want to die a pauper. I do not want to carelessly waste the returns of my Colonial Trust shares, but rather bequeath them to the Jewish National Fund . This legacy will make it possible for me in foreseeable future to be registered in the "Golden Book", which will hopefully exist longer than my gravestone. But not to insignificant land purchases, for the acquisition of a "colony of encampments" and I would not want my dividends to be used for such. I am in favor of developing a billion Kronen fund for the Jewish people. What would happen, if this suggestion should find an echo with all good Zionists? Indeed, that we distribute the future dividends of our Trust that the Jewish National Fund is supposed to supply. Together from this year and from year to year it would constitute 180,000 Kronen and hopefully still more. And that this fund should only after many, many years become common property of the whole Jewish people! If I were a writer, I would publish an article on these topics  in "Die Welt".
Jolles.