Storoginet, 27. Februar 1939
Liebe Hilda u. liebe Lena!
Euren lieben Brief haben wir erhalten. Vor allem teilen wir [von] unserem Wohlbefinden mit und wünschen eben dasselbe von Euch öfter zu hören.
Du liebe Lena beklagst Dich, dass Du schon 2 Briefe geschrieben h[ast - margin cut off] ohne eine Antwort zu erhalten, so schreibe ich Dir, dass nie liess ich [Eure?] Briefe unbeantwortet, im Gegenteil ich schreibe noch mehr, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass manche Briefe verloren gingen. La[...? - margin cut off] statierte ich auch bei daraus (?), dass nicht alle Briefe gelangt[en?] in seinen Händen. Dagegen lässt sich daher nichts machen.
Liebe Kinder Ihr fragt mich eben, ob ich noch am Posten (?) bin, aber ich schreibe Euch, dass ich noch am Posten (?) bin, aber mein Gehalt ist derselbe und die Ausgaben hingegen sind bedeutend gestiegen. Der Haushalt ist bereits auf das doppelte gestiegen. Die Staatsbürgerschaft hat meine Kuh (?) aufgefressen und auch einen Teil von meinen Nebenverdiensten und bin noch nicht ganz fertig. [Mit?] der Lidy ist mein Plan folgender: momentan habe ich Seitenschw[...? - margin cut off] die gedeckt werden müssen und hoffe bis nach den Ostern o[...?] etwas später abgedeckt zu haben, erst dann wird mir möglich, ein frisches Darlehen aufzunehmen. Jetzt handelt es sich um die Reisespesen: Für die ilegale Einwanderung h (?) verlangt man zu[hauf? - margin cut off] Geld nämlich 20000 Lei pro Person, eine solche hohe Summe wird mit absolut nicht möglich sein aufzubringen, jedoch hoffe ich, das späterhin mir billiger kosten wird. Man hat mir aus (Amu[...]? - margin cut off) etwas in Aussicht gestellt, wieviel weiss ich nicht. Einen genauen und festen Plan werde ich erst nach Ostern machen können. Es liegt in meinem eigenen Interesse das erste zusehen die Lidy zu versorgen und was mir möglich sein wird, werde ich unternehmen. Verschiede (?) Umstände von Störungen sind den (?) Winter zugekommen, erstens der Braut vom Mendel er sitzt bei mir und sein Hierwohnen kostet mich Geld, dann hatte ich Aussicht, dass der Schama soll etwas mitsteuern, leider kann er jetzt nicht weil man hat ihm bestellen anfahra (?) 13000 Lei und muss er diese Suma von seinem Gehalte ersetzen. Dan ist bei mir der Bräutigam von der Lidy auf Kost und dies kostet wieder Geld kurz ich muss die Bürde schwer tragen und fürchte ich soll nicht zusammenbrechen und trotzdem allem schenkt man mir wenig glauben. Ich bekomme Vorwürfe, dass ich sorge nicht oder ich sorge zu wenig. Vom Mendel habe ich auch wenig Freude, früher hat er sein Auskommen gehabt aber in dem neuen Geschäft ist die Parnusse ganz schwach. Keine Profite, kein Ausschank von Getränke me[hr] beim Geschäft hat er keine Wohnung und nebenbei hat sich dort ein deutscher Christ ein Geschäft eröffnet so hat er eine schreckliche Konkurrenz. Er plant deshalb nach Bolivien auszuwandern und lies sich durch seine Verwandten die er dort hat ein Einreisebewilligung einschicken. Momentan ist noch keine Antwort[.]
Kurz die Zufälle von diesem Winter und der Ausfall von Nebenverdiensten vom vergangenen Sommer haben mich in dieser Situation in der ich mich befinde versetzt. Gott soll mir helfen ich soll sehen die Lidi schon verheiratet und expediert hätte ich neu aufgelebt, aber es ist noch ganz w[... . - margin cut off] Ich hätte viel zu sagen aber ich muss schweigen weil man mich nicht versteht aber verstehen will, deshalb will ich lieber schweigen. Aber ich habe die Hoffnung noch nicht verloren und hoffe, dass Gott helfen wird.
Was noch soll ich Euch schreiben? Wir haben hier herrliches Wetter, von Schnee kein Zeichen mehr, wir hatten überhaupt einen sehr leichten Winter. Nur herrscht hier überall die Grippekrankheit bereits in jedem Haus, aber Gottseidank läuft sie leicht ab.
Diese Woche ist hier der alte Auerbach im Alter von 85 Jahren gestorben.
Etwas wegen Martens, er pflegte mir bereits jeden Monat 1 Pfund zu schicken, in diesem bei mir Krisenjahr hingegen ist das Schicken seltener. Vor einigen Wochen aber schrieb er mir, dass ich nun (?) von Bucurest aus Geld bekommen werde. Es vergingen einige Wochen, auf einmal nämlich zur Zeit als der Pfund in Cernauti 2100 Lei war, bekam ich aus Bucurest blos 1400 Lei, d. i. mit 700 Lei weniger, das war mir sehr ärgerlich und lies das Geld zurückgehen, was damit geschehen ist weiss ich nicht, genugandener (?) ich habe auch die 1400 Lei nicht. Ich habe diesbezüglich dem Markus geschrieben aber noch keine Antwort, so ist es wenn einem alles schief geht. Auf allen Seiten Ausfall in den Einnahm[en] und Steigerung in den Ausgaben.
Also wie ich Euch schon erwähnt habe, hoffe ich trotzdem dass der Herrgott noch helfen wird, denn wo die Not am höchsten ist ist Gottesliebe am nächsten.-
Ich will Euch weiter den Kopf nicht mehr füllen und schliesse mein Schreiben unter die herzlichsten Grüsse & Küsse
Euer Vater
Süsse
Besondere Grüsse & Küsse von allen Angehörigen
S
Storoginet, 27 February 1939
Dear Hilda and dear Lena,
We received your kind letter. First of all we inform you about our well being and wish to hear more often the same from you.
You, dear Lena, complain that you have already written two letters without getting an answer. So I write you that never I let your letters unanswered, on the contrary, ich write more, but it is not excluded that some letters gone lost. La(....?) (? half a sentence that I do not understand) not all letters came to his hands. Unfortunately there is nothing to do gainst this.
Dear children you just asked me whether I am still at the job, but I write you that I am still at the job, but my salary is the same and the expenses have increased significantly. The household has yet increased to the double. The citizenship has eaten my cow (?) and also a part of my secondary incomes and I am not quite done with it. Concerning Lidy my plan is the following: at the moment I have (...- ?) that have to be covered and hope to have covered until Easter or somewhen later, only then it will be possible for me to take out a new loan. No we are dealing with the travel expenses. For the illegal immigration a lot of money is charged now, that is to say 20000 Lei. It will not be possible for me to ante up such a high amount, but I hope that later it will cost me cheaper. The have promised me something from (Amu...?), I do not know how much. Only after Easter I will be able to make a more detailed plan. It is in my own interest to look first to get Lidy provided and I will undertake what will be possible for me. Different (?) circumstances of disturbances have come during the winter. First the bride of Mendel, he is sitting with me here and his living here costs me money. Then I had the perspective that Schama should add something, unfortunately he cannot now because they have him order (... -?) 13000 Lei und must replace this amount from his salary. Then is here in fare the bride groom of Lidy and this again costs money and I fear I shall not break down and depite all little faith is given in me. I get reproaches that I don't care or that I care too less. I have not much happiness either with Mendel, before he has had his income but in the new shop the sales are very weak. No profits, no sales of drinks any more, he has no habitation at the shop and in the neighbour house a German christian has opened a shop and so he has a horrible competition. This is why he is planning to emmigrate to Bolivia and asked his relatives to send hin an entry grant. At the moment there is no answer yet.
Shortly, this winter's coincidences and past summer's failure of secondary incomes have placed me into the situation where I am now. God shall help me I shall see to have already married and expeded Lidy and I would have revived but I have to keep silent because one does not understand me but wants to understand me, so I better want to keep silent. But I have not lost hope and hope that God will help.
What else shall I write you? We have great weather here, no signs of snow any more, we had generally a very weak winter. Now the influenza is dominating in every house, but thank Got its course is weak.
This week the old Auerbach had dies at the age of 85 years.
Something concerning Markus, the used to send me 1 Pound monthly. This year which was a year of crisis for me, the sendings are more seldom. Some weeks ago he wrote me that I would now receive money from Bucurest. Some weeks passed. Once at a time when the Pound in Cernauti was at 2100 Lei I received from Bucurest only 1400 Lei, i. e. with 700 Lei less. This was very annoying and I returned the money, I don't know yet what happened to it (...-?) I have not the 1400 Lei. I have written Markus concerning this but have no answer yet, that's the way when everything goes wrong for one. Failures in the incomes from all parts and increases in the expenses.
Okay, as I already mentioned, nevertheless I hope that God father will help because where distress is biggest, charity is closest.
I will not go on filling your head and end my writing under the most heartily greetings & kisses
Your father
Süsse
Special greetings & kisses from all relatives
S