Script

Storoginet, 15 October1938

Liebe Hilda!

Mit gegenwärtigem Schreiben will ich Dir von der Verlobung Lida's welche Mittwoch den 12. dieses stattfand mitteilen. Es geschah auf Knall und Fall. Der Bursche muss Dir bekannt sein, er heisst Mühlstein und war einmal nur (?) bei Eiserman angestellt. Gegenwärtig ist er bei Berl Weiner schon ziemlich angestellt und bekam bis nun 2500 Lei monatlich, jetzt versprach er ihm 3000 Lei monatlich, weil er von ihm sehr zufrieden ist. Bei der Verlobung war Weiner mit der Frau zugegen. Die Familie ist mir von früher bekannt, sie ist die anständigste Familie von Kastastie (?). Also sie ist verlobt Gott sei Dank es war schon die höchste Zeit. Nur ein Kleinigkeit fehlt mir jetzt, nämlich die Hochzeitsspesen, wie Aussteuer und Einrichtung. Geld gib ich ihm keines wenigstens Einrichtung und ihr wenigstens a (?) neues (?) Kleidchen. Diese Kleinigkeiten altern (?) mich ein wenig, aber ich verlasse mich auf Gott, bei der Zilla hatte ich auch gar nichts, trotzdem bringte ich es Zustande so wird es auch hier gehen müssen.

Weiteres teile ich Dir mit, dass mit meiner Staatsbürgerschaft noch nicht erledigt ist, weil das Gericht die Decise noch nicht zugestellt hat. Gott soll helfen, ich soll das schon auch erledigt haben soll. Es geht auch zu Winter und bin sehr schwach bewapnet für den Winter, das alles gibt mir ein wenig nach zudenken.

Weiteres gibt mir auch die Politik viel nachzudenken, sie ist sehr unklar aber für uns Juden ist sie sehr klar vorgezeichnet, nämlich die Vernichtung sowohl bei uns als auch in Palästina

Alle Tore werden uns gesperrt und der Lebensnerv unterminiert. Alle Völker haben vor sich nur einen Wunsch nämlich unsere Vernichtung. Aber wir hoffen zu Gott auf bessere Zeiten.

Da ich noch an der Lena schreiben schliesse ich mein Schreiben indem ich, die Mutter, Lidy und ihr Verlobter, der jetzt bei mir ist, Zila und Menden Dich aufs herzlichste grüsse + küsse

Dein Vater

Süsse

Liebe Hilda. Da ich den Brief durchgelesen habe muste ich sehr lachen, wie der l. Fota Dir geschrieben hat das es die höchste Zeit ist. Jedenfalls das stört mich nicht. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Wahl, und auch sehr Glücklich. Es ist ein sehr braver Bursche, und hat mich sehr lieb. Nun fahre ich für die zweiten Tage Sikis zu meinen Schwieger-Eltern, was mich persöhnlich nicht sehr freut. Doch das ist nebensache. Ich werde Dir nechstens ein Bilett von uns beiden beilegen. Nun l. Hilda wünsche ich Dir auch recht baldt mein beispiel zu volgen, Dich Verloben aber gutt, und so Glücklich sein solst wie ich. Das ist mein Wunsch für Dich und damit schliesse ich.

Es grüsst Dich Lidy. Besondere

Grüsse von meinen Leon, so heist Dein neuer Schwager.

Auch von mir einen herzlichen Gruß und Kuß

Deine Mama

 

Translation (Translation by Francisco Welter-Schultes 21.6.2002)

Storoginet, 15 October1938

Dear Hilda,

With the present writing I want to inform you about Lida's engagement which took place Wednesday 12 of this month. It happened like crash and bang. You must know the fellow, his name is Mühlstein and he was once employed at Eiserman's. Currently he is relatively well employed by Berl Weiner and has obtained 2500 Lei monthly, now he promised him 3000 Lei monthly because he is very content with him. At the engagement Weiner was present with his wife. I know the family from the past, it is the most decent family from Kastastie. So she is engaged thank God it was already high time. I lack only a littleness now, which are the wedding expenses, like dowry and furnishing. I do not give him money but at least furnishing and at least a new lettle dress for her. These littlenesses make me little older (?), but I trust in God, at Zilla's I also had nothing, and I bringed it about and so it will have to go here too.

Futhermore I inform you that the case of my citizenship is not yet done because the court has not yet delivered the decise.God shall help that I shall have got this done. Winter is coming and I am very weakly armed for the winter, this all gives me a little to think about.

Furthermore politics gives me also much to think about, it is very unclear but for us jews it is very clearly predrawn, which is the extermination both at us and in Palestine

All gates are closed for us and the nerve of life is undermined. All peoples have only one desire which is our extermination. But we hope in God for better times.

As I shall write to Lena I finish my writing, greeting & kissing you most heartily, me, mother, Lidy and her betrothed, who is with me right now, Zila and Menden

Your father

Süsse

Dear Hilda. When I read the letter I had to laugh loudly, as the dear Fatha wrote you that it is the high time. But this does not disturb me. I am very content with my selection, and also very Happy. He is a good fellow and loves me very much. Now I am going (by vehicle) for the second days Sikis (?) to my parents-in-law, which does not make me very glad personally. But that's a minor Matter. Next time or so I will enclose a ticket of us both. Well dear Hilda I wish you to follow my example quite soon, to get enganged but well, and you shall be as happy as I am. This is my wish for you and with this I close.

Greeting you Lidy. Special

Greetings from my Leon, this is the name of your brother-in-law.

Also from me a hearty greeting and kiss

Your Mum